Grün statt grau: Lebensraum statt Schottergarten

Mit dieser Form der Gartengestaltung haben die Besitzer doch aber weniger Arbeit, oder?

Die städtische Umweltbeauftrage Birte Sterf weiß: „Der vermeintlich geringe Pflegeaufwand täuscht. Mit der Zeit siedeln sich Algen und Moose auf den Steinen an, sammelt sich Laub und Humus dazwischen. Nach und nach erobern genügsame Pflänzchen den steinigen Lebensraum. Jetzt hilft auch der Laubbläser nicht mehr. Nun wird es mühsam, die Pionierpflanzen wieder zu entfernen. Schließlich sind Steine und Kies so unansehnlich, dass eine Neuanlage der Fläche erforderlich wird.“

Doch es gibt noch weitere Aspekte, die gegen sog. Schottergärten sprechen. Unter der Steinschicht befindet sich in der Regel eine Folie oder ein Vlies, um das Wachstum von Pflanzen zu verhindern. Dadurch kann auch das Regenwasser nicht mehr versickern. Sterf: „Wir benötigen jedoch dringend versickerungsfähige Flächen.“

Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hatte Ende letzten Jahres mitgeteilt, dass sich die Grundwasserstände in Hessen noch immer nicht von den Trockenperioden der vergangenen Jahre erholt haben. Aufgrund der Klimaveränderung ist zudem mit weiteren heißen und trockenen Jahren zu rechnen.

Das weist auf das nächste Problem hin. Die steinigen Flächen heizen sich bei Sonneneinstrahlung stark auf und belasten das Kleinklima - entlang der Straßen ist dies besonders gravierend. Eine Abkühlung dieser Bereiche während der Nacht erfolgt ebenfalls nicht, da die Steine die gespeicherte Wärme nachts wieder abgeben.

Ein weiterer Aspekt, dem die Stadt Königstein entgegenwirken will, ist das Insektensterben. Die städtische Biologin: „Seit längerem findet ein dramatisches Insektensterben statt. Unsere ausgeräumte Landschaft, Pestizide, die Versiegelung der Böden und fehlende Blumenwiesen machen den Insekten den Garaus. Kies- und Steinflächen bieten Insekten, Vögeln und ande-ren Tieren ebenfalls keinen Lebensraum. Grüne Vorgärten dagegen helfen den Tieren und sind auch für uns Menschen wohltuend. Blumen, Sträucher und Bäume wirken entspannend und sind angenehm anzuschauen.“

Doch was tun, wenn man keinen grünen Daumen hat? Wo gibt es Informationen und Tipps für eine wenig aufwändige aber klimafreundliche Vorgartengestaltung? Die Broschüre "Grünes Glück vor der Haustür" bietet erste Hilfe bei diesen Fragen. Die Umweltbeauftragte Birte Sterf steht darüber hinaus für eine telefonische Beratung zur Verfügung.

Gleichzeitig verkauft die Kur- und Stadtinformation jedes Frühjahr und Herbst Saatguttütchen „Bunter Saum“ zum Selbstkostenpreis an die Königsteiner Bürger. Das Saatgut besteht aus Samen einheimischer Blühpflanzen, die unseren bedrohten Wildbienen und anderen Insekten Nahrung bieten und eine gute Alternative zum tristen Schottergarten darstellen.

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