Im Mittelpunkt des Abends standen zwei zeitgenössische Werke, die sich kritisch und zugleich unterhaltsam mit den Verheißungen und Schattenseiten der digitalen Zukunft auseinandersetzen. Aus Marc-Uwe Klings Zukunftssatire „QualityLand“ las Rudloff Passagen, die das Publikum gleichermaßen zum Lachen wie zum Nachdenken brachten. In der scheinbar perfekt durch Algorithmen organisierten Welt des Romans werden Arbeit, Freizeit und Beziehungen optimiert – und doch zeigen sich Risse im System. Mit feinem Gespür für Ironie und Tempo machte Rudloff das Absurde und Beunruhigende dieser Welt hörbar: Maschinen mit menschlichen Schwächen und Menschen, die immer maschineller wirken.
Einen ernsteren, spannungsgeladenen Ton schlug „Mirror“ von Karl Olsberg an. Hier entfaltete Rudloff die beklemmende Geschichte digitaler Spiegel, die ihre Besitzer besser kennen als diese sich selbst. Durch seine nuancierte Lesart wurden die subtilen Machtmechanismen der Technik ebenso deutlich wie die wachsende Bedrohung für Selbstbestimmung und Freiheit.
Das Publikum folgte der Lesung aufmerksam und sichtlich begeistert. Der anhaltende Applaus am Ende des Abends unterstrich, dass Rainer Rudloff mit seiner lebhaften, fesselnden und zugleich präzisen Interpretation einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Jana Beier, Leiterin der Stadtbibliothek: „Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie Literatur und Vortrag gemeinsam aktuelle gesellschaftliche Fragen auf hohem Niveau vermitteln können.“
