Telegramm der Königin

Eine bemerkenswerte Neuentdeckung ergänzt aktuell die Ausstellung „Friedrich Stoltze und sein Königstein“, die das Stadtarchiv im Rathaus Königstein zeigt: Ein Telegramm aus dem Jahr 1887, das Königin Elisabeth von Rumänien an den Königsteiner Badearzt Dr. Pingler sandte, ist jüngst von Stadtarchivarin Dr. Alexandra König (wieder-)entdeckt worden.

Zwischen unscheinbaren Papieren fand sich das bisher unbekannte Schriftstück – ein Dankesschreiben aus dem Palais Royal in Bukarest, mit dem sich Elisabeth zu Wied (1843-1916), Königin von Rumänien, für die erfolgreiche Behandlung ihres Mannes, König Karl I., bedankte. Die Nachricht, in deutscher Sprache abgefasst, lobt die Kur in Königstein als nachhaltig wirksam: Der König erfreue sich „fortwährend frischer Gesundheit“.

Kurios: Die Nachricht aus dem Palais Royal in Bukarest war zunächst einfach nach „Königstein“ gesandt worden. Somit kam das Telegramm in Königstein an der Elbe an und wurde erst von dort in den Taunus und an den richtigen Adressaten gesandt. Wie es dann schließlich ins Stadtarchiv gelangte ist nicht bekannt. Für Alexandra König ist es im Archiv aber unbedingt ein Gewinn, ist es doch ein autentiches Dokument dafür, wie gut und nachhaltig die Königsteiner Kur schon damals anschlug.

Königin Elisabeth war eine Nichte des Herzog Adolphs von Nassau und seit 1869 mit Prin­z Karl von Ho­hen­zol­lern-Sig­ma­rin­gen (1839-1914) verheiratet. 1866 wurde ihr Mann ru­mä­ni­scher Fürst. In Folge des Russisch-Türkischen Kriegs 1877/78 und nicht zuletzt durch Karls politisches Geschick erlangte Rumänien die vollständige Unabhängigkeit und das Paar die Königskrone. Elisabeth, die als die „dichtende Königin“ zu ihrer Zeit eine recht große Bekanntheit erreichte und unter ihrem Pseudonym Carmen Sylva publizierte, blieb auch aus ihrer neuen Heimat Rumänien heraus mit ihrer Familie in engem Kontakt.

 

Nach Königstein kam sie womöglich mehrfach. Bekannt – und Anlass der Präsentation des Schriftstücks in der Ausstellung – ist ihr Aufenthalt in Königstein im August 1885. Zusammen mit ihrem Mann dem König war sie im Hotel Pfaff abgestiegen, zur selben Zeit wie Friedrich Stoltze. Von dessen Witz und Werk war sie höchst angetan. Trotz ihres großen Interesses, den Satiriker kennenzulernen, kam es wohl nicht dazu. Als Befürworter der Demokratie und Vorkämpfer für die Einheit Deutschlands war Stoltze offenbar weniger interessiert. Es ist zumindest nicht überliefert, dass es zu einer Begegnung kam.

Dabei lohnte sich eine nähere Beschäftigung mit Elisabeth. So war sie karitativ überaus engagiert wie bei ihrem Einsatz als Krankenschwester im Lazarett während des Krieges, bei der Betreuung von Waisenkindern oder dem Aufbau einer Blindenschule und vielen weiteren Projekten. Auch dem kulturellen Leben ihres Landes gab sie neue Impulse und förderte das rumänische Kunsthandwerk. In den letzten Jahren mehren sich denn auch die Publikationen zu ihrem Leben und ihrem Werk. Neben Neuauflagen ihrer Gedichte, Novellen, Märchen und Romanen beschäftigen sich mehrere Biographien mit ihrer Persönlichkeit. Anlässlich ihres 100. Todestags in 2016 widmete ihr das Röntgen-Museum in ihrer Heimatstadt Neuwied eine Ausstellung. Für ein erstes Kennenlernen eignen sich nach Einschätzung der Stadtarchivarin zum Beispiel ihre Aphorismen (Carmen Sylva, Vom Amboss, 1890), kurz und knapp und mitunter überraschend aktuell zeigt sie darin ihr Können.

Die Ausstellung zu Friedrich Stoltze ist noch über den gesamten Sommer im Rathaus Königstein zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.

 

 

Abbildungen:

Telegramm der rumänischen Königin an Georg Pingler, 1887. Foto Stadtarchiv Königstein.